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Filmstar Monument Valley

Omnipräsent −Nach dem Abstecher in den Goosenecks State Park fahren wir nach Süden ins Monument Valley. Das berühmte Tal liegt innerhalb der Navajo-Nation-Reservation an der Grenze von Arizona und Utah auf einer Höhe von fast 1900 m ü. M. Wir erreichen das Monument Valley über eine lange gerade Strasse, die spätestens seit dem Film Forrest Gump weltberühmt ist. Die Filmfigur Forrest beendete an dieser Stelle zur Überraschung der mitgelaufenen Anhänger seinen «Cross-Country Run» von einer Sekunde auf die andere. Das Monument Valley musste aber schon früher mehrmals als Film- und Werbekulisse herhalten. Zum Beispiel für die Western-Filme von John Ford. Klar, dass es im Park einen John Ford Point gibt. Der beterffende Felsvorsprung diente dem Regisseur mehrfach als Kamerastandort. Nebst weiteren Filmen wie Easy Rider, Indiana Jones, MacGyver etc. enthält auch die Zigaretten-Werbung von Marlboro Szenen aus dem Monument Valley.

 

Show me your money − Das rund 120 km² grosse Monument Valley wird von den Navajo Indianern verwaltet. Gegen eine bescheidene Gebühr erhält man Eintritt in ihr Land. Eine 27 Kilometer lange Rundfahrt ist für Privatautos zugänglich. Will man weiter ins Gebiet vordringen, muss man entweder eine von Indianern geführte Jeep- oder Reittour buchen. Der Reittourismus wurde gegenüber früheren Jahren jedoch eingeschränkt. Man hat gemerkt, dass die Pferde das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen, wenn sie die nur spärlich vorhandenen Pflanzen wegfressen. Bei Temperaturen um die Nullgradgrenze und starkem Wind hätten wir aber sowieso auf eine Reittour verzichtet.

Mit Nanuq fahren wir vom Visitor Center hinunter ins Tal, um den Valley Drive in Angriff zu nehmen. Als erstes kommt man an den bekannten East und West Mitten und dem Merrick Butte vorbei. Diese drei Formationen sieht man auch vom Visitor Center und Campground aus. «Mitten» bedeutet Fäustling, was ausgezeichnet zu den beiden Felsen mit den abstehenden «Däumen» passt. Weiter gelangt man zum John Ford Point. Hier, wie an allen folgenden Aussichtspunkten, halten Indianer auf lottrigen Tischen ihren Schmuck feil. Obwohl im Winter nicht einmal die Hälfte der Tische besetzt sind, empfinden wir es als aufdringlich. Wir können zwar verstehen, dass die Natives vom Tourismus profitieren wollen, aber darum jeden Aussichtspunkt zu belagern nervt. Unsere Kauflust steigt jedenfalls nicht und wir fahren nach einer nur kurzen Pause weiter. Die Schotterpiste führt ums Raingod Mesa, wo am Fusse der Felsen ein paar Behausungen der Navajos stehen, welche nicht fotografiert werden dürfen.

Wir halten an ein paar weiteren Aussichtspunkten ohne es jeweils lange auszuhalten. Der kräftige Wind lässt die Temperatur noch kälter erscheinen als sie ist und geht durch Mark und Bein. Nach ein paar Fotos steigen wir jeweils schleunigst wieder in unser Auto. Zurück am Ausgangspunkt verkriechen wir uns im Visitor Center. Es dauert immer noch ein paar Stunden bis zum Sonnenuntergang, der die Mitten hoffentlich in goldenes Licht tauchen wird. Am Ende des Tages kennen wir das Sortiment des Souvenirladens in- und auswendig. Gekauft haben wir trotzdem nichts. Dafür unterstützen wir das angrenzende Restaurant, wo wir das Tagesmenü (Chicken Nuggets und Pommes Frites) und einen Navajo Taco bestellen.

 

Geologie- und Geschichtsstunde − Wir haben auch Zeit uns mit der Geschichte des Monument Valley auseinanderzusetzten. In einem riesigen Becken wurde über eine Zeitspanne von mehreren hundert Millionen Jahren Schicht für Schicht mit Sedimenten aus den frühen Rocky Mountains abgelagert. Die Sedimente verfestigten sich zu Gestein (hauptsächlich Sand- und Kalkstein) und wurden schliesslich als Teil des Colorado Plateau rund 300 m angehoben. In den letzten 50 Millionen Jahren nagten Wind, Regen und Temperaturschwankungen an der Oberfläche des Plateaus und trugen dieses langsam wieder ab. Die abwechselnd harten und weichen Gesteinsschichten führten zu den verschiedenen Felsformationen des Monument Valleys, die heute Höhen von 130 bis 400 m erreichen. Die rötliche Farbe der Felsen ist auf das im Stein enthaltene Eisenoxid zurückzuführen.

Die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Tal beträgt nur etwa 20 cm. Trotzdem ist die Vegetation vielfältiger, als man es auf den ersten Blick vermuten würde. Vor allem im Frühling kommt eine Vielzahl von farbigen Blüten und Blumen zum Vorschein. Im Sommer ist es oft über 30°C warm, im Winter können Minustemperaturen herrschen.

Nebst der Geologie ist auch die Geschichte der Navjos sehr interessant. Mehr Informationen über dieses Volk findet ihr hier. Vor den Navajos waren die Anasazis die ersten Bewohner des Monument Valley. Aber auch hier verliessen sie wie in der Region des Natural Bridges Monuments und des Mesa Verde National Parks im 13. Jh. plötzlich ihre Cliff Dwellings (Behausungen in Felsnischen). Im Südwesten der Vereinigten Staaten findet man heute die Überreste von tausenden ihrer ehemaligen Siedlungen. Navajos sagen, dass es im Monument Valley Anasazi-Ruinen gibt, die noch nie von Weissen gesehen wurden. Zu den Anasazis gibt’s im Reisebericht zum Mesa Verde National Park nähere Infos.

 

Pech und Glück liegen oft nahe zusammen − In der Zwischenzeit sind die Schatten draussen länger geworden. Gespannt gehen wir nach draussen und müssen leider feststellen, dass wir vergeblich auf die Mitten im Abendlicht gewartet haben. Sie verschwinden langsam im Schatten eines anderen Felsens. Wir verabschieden uns darum frühzeitig vom Monument Valley. Ein kurzer Abstecher zum Souvenirshop bei der Goulding Lodge bringt keinen Erfolg bei Lulu’s Suche nach einem Türkisring.

Ursprünglich wollten wir vom Monument Valley direkt über den Canyon de Chelly nach Süden fahren. Ein Flyer machte uns jedoch auf die Hovenweep Ruinen aufmerksam und lässt uns unsere Reisepläne kurzfristig umstellen. Wir fahren zurück nach Mexican Hat, von wo aus wir morgen die besagten Ruinen besuchen werden.

Die Fahrt wird zum Highlight des heutigen Tages. Die Felsen links und rechts der Strasse leuchten tiefrot in der Abendsonne. Und beim Blick zurück aufs Monument Valley heben sich dessen Felsformationen als schwarze Silhouetten gegen den farbigen Himmel ab. Wir fahren nochmals ein Stück zurück, um die Szene von einem erhöhten Punkt aus zu fotografieren. Etwas weniger schön präsentiert sich das tote Tier auf der Strasse, welches wir dadurch gleich dreimal passieren.